Peter Ettlinger: Ein grosser Naturschützer ist nicht mehr
11. Juli 2024
Ein glücklicher Zufall brachte Peter Ettlinger 1982 zum WWF. Dieser schlug dem nahe des damaligen WWF-Ökozentrums in Stein AR wohnhaften Forstingenieur vor, ehrenamtlich als «forstlicher Fachbeirat» mitzuwirken. Da zu dieser Zeit das Thema Waldsterben zunehmend an Bedeutung gewann, nahm Peter Ettlinger die Aufgabe gern an. Durch sein Engagement im Ökozentrum half er tatkräftig mit, ein Umweltbewusstsein in der Öffentlichkeit zu etablieren. In Stellungnahmen, Artikeln im WWF-Magazin oder bei Kursen für Lehrpersonen und Interessierte gab er sein immenses Wissen über den Wald weiter. Gern erinnerte er sich an die Zeit im Ökozentrum. Da gab es beispielsweise um das Gasthaus Rose stolzierende ProSpecieRara-Hühner, auf dem Gelände der «Rose» durchgeführte Sommerunivers(al)itäten oder ein unvergesslicher Auftritt von Franz Hohler. «Das Schönste an meinem Engagement im Ökozentrum waren immer die Begegnungen mit den Menschen», betonte Peter Ettlinger oft.
WWF-Fachexperte
Als das Ökozentrum geschlossen wurde, trennten sich vorerst die Wege. Noch vor seiner Pensionierung wurde Peter Ettlinger im 2003 jedoch vom WWF Appenzell erneut für die Leitung einer Exkursion zum Thema Waldreservate angefragt. Beim Ausflug ins Sittertobel kamen der Waldexperte und die Umweltschutzorganisation wieder in Kontakt, und nach der Pensionierung liess die Anfrage für eine Mitarbeit im Vorstand nicht lange auf sich warten. Anfänglich als Vorstandsmitglied und ab 2010 als Co-Präsident übernahm Peter Ettlinger auch diesmal die Ressorts Wald und Biodiversität mit Freude. Ausserdem engagierte er sich als Helfer bei den WWF-Läufen, in der Exkursionsleitung, bei Natureinsätzen oder in der Jury des Jugendumweltpreises «Der Grüne Zweig» aktiv für Umweltanliegen. Über die stete Entwicklung des WWF in der Ostschweiz sowie die Umsetzung zahlreicher Projekte freute er sich ganz besonders.
Auerhuhn-Einsatz
Auch bei Waldaufwertungen zur Förderung des Auerhuhns wirkte Peter Ettlinger an vorderster Front mit. Die Region Schwägalp, wo die Kantone St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden aufeinandertreffen, ist ein bedeutendes Auerhuhngebiet. Gemeinsam mit dem Kanton Appenzell Ausserrhoden führt der WWF seit 2020 ein grosses Auerhuhnförderprojekt durch. Dabei wird der Wald durch grosse Holzschläge ausgelichtet und für das Auerhuhn bewohnbar gemacht. Zusammen mit Freiwilligen leitete Peter Ettlinger Arbeitseinsätze, bei welchen in schwer zugänglichem Gelände Äste auf Haufen geschichtet wurden. Durch die Freilegung des Bodens wird der Aufwuchs – eine für Auerhühner lebenswichtige Bodenvegetation – mit Heidelbeerstauden, Jungbäumen und anderen Pflanzen möglich.
Gedenkbaum
Anlässlich seines Rücktritts als Co-Präsident des WWF Appenzell wurde Peter Ettlinger an der Mitgliederversammlung vom Mai 2022 die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Auf die Frage, wie er die freigewordene Zeit nutzen möchte, meinte er damals: «Bei mir wird vieles weitergehen wie bisher, einfach etwas gemächlicher.» Es bleibe ihm nun mehr Zeit für das Fagottspiel, die Familie und Grosskinder sowie Besuche in seiner alten Heimat Zürich. Sein Fachwissen wollte er dem WWF zudem weiterhin zur Verfügung stellen und sich dem Thema Wald und Klimawandel annehmen; dieser sei für den Wald die nächste grosse Herausforderung. Zu all dem kam er leider nicht mehr. 2023 erkrankte Peter Ettlinger schwer – am 8. Juni 2024 verstarb er zu Hause in Stein. Für seinen grossen Einsatz zugunsten der Natur und Umwelt sind wir ihm unendlich dankbar. Wir trauern um einen aussergewöhnlichen Naturschützer, äusserst liebenswerten und inspirierenden Menschenfreund und Weggefährten. In Gedenken an Peter Ettlinger wird der WWF Appenzell einen Gedenkbaum pflanzen.
Mila Yong, Geschäftsleiterin WWF Appenzell